Im digitalen Grenzland I: Landesausstellung Burghausen

„Verbündet – Verfeindet – Verschwägert. Bayern und Österreich“ – das ist der Titel der gemeinsamen Landesausstellung des Freistaates Bayern und des Landes Oberösterreich vom 27. April bis 4. November 2012. Veranstalter sind das Haus der Bayerischen Geschichte und die Stadt Burghausen in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Schlösserverwaltung sowie dem Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Direktion Kultur. Das Besondere in diesem Jahr ist die Grenzüberschreitung, und dafür kann man kaum einen besseren Ort finden als Burghausen. Die Stadt mit ihrer weltlängsten Burganlage liegt an die österreichische Grenze geschmiegt in der Nähe von Altötting. Hüben und Drüben verbindet eine schmale fahnengeschmückte Brücke über die Salzach.
Im bayerischen Burghausen werden die bayerisch-österreichischen Beziehungen im Mittelalter in Szene gesetzt, im oberösterreichischen Braunau und in Mattighofen wird die Neuzeit präsentiert. – Haus der Bayerischen Geschichte
Die Themenbereiche in Burghausen sind:
- Expansion und Austausch: Auf nach Osten – Leben am Fluss – Ordnungen und Lebenswelten
- Adel & Burg: Die Burg – Ritterleben – Adelige Herrschaft – Schatzkammer höfische Dichtung
- Kirche: Bischöfe, Mönche, Kanoniker – Schatzkammer Buchkunst – Schatzkammer Sakrale Kunst
- Bei schönem Wetter unbedingt am Wöhrsee ein Tretboot ausleihen – und den Burgblick von unten genießen
- QR-Codes sind ein riesiger Trend in Museen
- Podcasttankstelle? Seltsame Idee, sich eine mp3-Datei auf den mitgebrachten USB-Stick zu ziehen und es sich dann zuhause am PC anzuhören
- Selber Getreide mahlen – das ganze schöne Parkett ist voll mit Bröseln!
- Kinder können sich am Pflug austoben und erfahren, wie Bauern im Mittelalter arbeiteten
- Museumspädagogik analog: Nett für Kinder sind die mittelalterlichen Gewänder zum Anprobieren
- Ein echtes Nibelungenlied – die Handschrift D
- Auf diesem Touchscreen kann man zwischen Kalenderblättern hin- und herschalten
- Macht Spaß: verschiedene Ausdrücke in unterschiedlichen bayerischen Dialektfärbungen anzuhören („fluing“ – „fliang“)
- So digital wie er aussieht ist dieser Bildschirm nicht – es handelt sich um ein von hinten beleuchtetes Papier.
- Täfelchen zum Umklappen
- Wer hier wohnen möchte, muss geerbt haben – oder sich auf einer langen Warteliste nach vorne kämpfen
- Blick auf die Altstadt von Burghausen
- Die Burg allein ist einen Besuch wert
- Burghausen aus der Luft. Links der Wöhrsee, rechts die Salzach. und Österreich. Bild: Stadt Burghausen und Burghauser Touristik GmbH
Die Ausstellung in Burghausen ist geprägt von wertvollen Exponaten, die sehr klassisch in einer beeindruckenden Kulisse präsentiert werden. Die Interaktionsangebote richten sich vor allem an Kinder. Durch Ausprobieren und Anfassen sollen sie sich in die Lebensbedingungen der Menschen in der portraitierten Zeit einfühlen. Digitale Interaktion ist in Burghausen selten zu finden. Handschriften beispielsweise liegen aufgeschlagen in einem gesicherten Glaskasten. Man bekommt nur die ausgewählte Seite zu sehen. Eine bessere Lösung bietet hier der Ausstellungsteil im Kloster Ranshofen (Beitrag folgt). Mit von hinten beleuchteten Kästen, die teilweise QR-Codes implementieren, wird lediglich ein bildschirmartiger Eindruck erweckt. Insgesamt sind die Ausstellungsräume in der alten Burg oft verwinkelt und düster; lange auf Platten aufgedruckte Texte machen (mir) wenig Lust zum Lesen.
Übrigens stehen schon die Themen für die Landesausstellungen 2013 („Main und Meer“ in Schweinfurt) und 2016 (anlässlich des 500-jährigen Jubiläums des Reinheitsgebots heißt es im Kloster Aldersbach dann „Bier in Bayern“) fest. Alliterationen sind allem Anschein nach allseits beliebt!
Burg Burghausen – Schloss Mattighofen – Kloster Ranshofen (Braunau)
27. April bis 4. November 2012, täglich von 9 bis 18 Uhr. Die Eintrittskarte (9 € für Erwachsene) gilt an allen drei Ausstellungsorten.
Warum die Österreicher im Ausstellungsdesign die Nase vorn haben, ist in Part II dieser Serie nachzulesen.
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